
Keimzelle des rechten Terrors
Schwarzenborn (Schwalm-Eder-Kreis)
Das „Haus Richberg“ in Schwarzenborn wurde 1975 von Manfred Roeder gekauft. Danach entwickelte es sich zu einem bundesweit bedeutenden Treffpunkt für Neonazis und Rechtsterroristen. Roeder gehörte lange zu den einflussreichsten Neonazis der Bundesrepublik.
1971 hatte Roeder den Verein „Deutsche Bürgerinitiative e.V.“ (DBI) gegründet. Die rund 100 Personen umfassende DBI, deren hauptamtlicher und bezahlter Geschäftsführer Roeder war, widmete sich der Leugnung der Verbrechen von Auschwitz und der Rehabilitierung verurteilter deutscher NS-Kriegsverbrecher.
Im Jahr 1975 ließ sich Roeder auf einem „Reichstag“ in Flensburg zu einem Vertreter des „Deutschen Reiches“ wählen. Sein Anwesen nannte er „Reichshof“. Er gilt daher als einer der ersten „Reichsbürger“.
1978 verließ er wegen einer drohenden Haftstrafe die Bundesrepublik und kündigte den bewaffneten Kampf an. Hierfür gründete er die „Deutschen Aktionsgruppen“ – mit dem Ziel durch Attentate ein Klima der Angst zu schüren und längerfristig die Bundesrepublik gewaltsam abzuschaffen. Der Plural des Gruppennamens sollte suggerieren, es handele sich um mehr als eine Gruppe. Die Gruppe verübte im Februar 1980 zunächst einen Sprengstoffanschlag auf das Landratsamt Esslingen (Baden-Württemberg), weil dort eine Ausstellung über die Verbrechen von Auschwitz gezeigt wurde. Im April folgte ein Anschlag auf das Wohnhaus des Schirmherrn der Ausstellung, den Esslinger Landrat Hans Peter Braun (CDU). Wenige Tage später folgte ein weiterer Sprengstoffanschlag – diesmal auf das Schulgebäude Bullenhuser Damm in Hamburg. Zur Zeit des 2. Weltkrieges hatte es als Nebenlager des KZ Neuengamme gedient. Hier war auf Initiative einer zivilgesellschaftlichen Vereinigung kurz zuvor eine Gedenkstätte errichtet worden, die an die Ermordung von Kindern und erwachsenen Häftlingen kurz vor Kriegsende erinnert wird.
Es folgten rassistisch-motivierte Brandanschläge auf Asylunterkünfte in Zirndorf (Bayern), Leinfeld-Echterdingen und Lörrach (beide Baden-Württemberg) und Hamburg.
Der Anschlag in Hamburg forderte die ersten Todesopfer rassistisch motivierter Gewalt in der Bundesrepublik. In der Nacht auf den 22. August erlitten Nguyễn Ngọc Châu (21) und Đỗ Anh Lân (18) aus Vietnam tödliche Brandverletzungen. 44 Jahre später, im August 2024, wurden Teile der Straße, in der sich die Asylunterkunft befand, in „Châu-und-Lân-Straße“ umbenannt. Die beiden Täter, ein Mann und eine Frau, wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Roeder erhielt wegen „Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung“ eine 13-jährige Haftstrafe. Er verstarb im Jahr 2014.
Bis zu Roeders Tod fanden, über vier Jahrzehnte, auf dem Anwesen zahllose Treffen, Tagungen, Sonnenwendfeiern und Neonazi-Konzerte statt. Das Anwesen ging 2013 in den Besitz von Ludmila Ivan-Zadeh, Tochter der aus Australien stammenden international bekannten Holocaustleugnerin Lady Michele Renouf, über.
Trotz eines vom Schwalm-Eder-Kreis im Juni 2017 verhängten Nutzungsverbotes wird das Anwesen bis heute immer wieder von Neonazis genutzt. So gründete die neonazistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ im März 2023 einen regionalen Ableger auf dem Grundstück.
Einen historischen Abriss über die Geschichte des Neonazi-Zentrums „Haus Richberg“ haben Sascha Schmidt und Yvonne Weyrauch im Magazin »der rechte rand«, Ausgabe 179 - Juli / August 2019, veröffentlicht.
www.der-rechte-rand.de/archive/7201/haus-knuell-schoenborn/

Keimzelle des rechten Terrors
Schwarzenborn (Schwalm-Eder-Kreis)
Das „Haus Richberg“ in Schwarzenborn wurde 1975 von Manfred Roeder gekauft. Danach entwickelte es sich zu einem bundesweit bedeutenden Treffpunkt für Neonazis und Rechtsterroristen. Roeder gehörte lange zu den einflussreichsten Neonazis der Bundesrepublik.
1971 hatte Roeder den Verein „Deutsche Bürgerinitiative e.V.“ (DBI) gegründet. Die rund 100 Personen umfassende DBI, deren hauptamtlicher und bezahlter Geschäftsführer Roeder war, widmete sich der Leugnung der Verbrechen von Auschwitz und der Rehabilitierung verurteilter deutscher NS-Kriegsverbrecher.
Im Jahr 1975 ließ sich Roeder auf einem „Reichstag“ in Flensburg zu einem Vertreter des „Deutschen Reiches“ wählen. Sein Anwesen nannte er „Reichshof“. Er gilt daher als einer der ersten „Reichsbürger“.
1978 verließ er wegen einer drohenden Haftstrafe die Bundesrepublik und kündigte den bewaffneten Kampf an. Hierfür gründete er die „Deutschen Aktionsgruppen“ – mit dem Ziel durch Attentate ein Klima der Angst zu schüren und längerfristig die Bundesrepublik gewaltsam abzuschaffen. Der Plural des Gruppennamens sollte suggerieren, es handele sich um mehr als eine Gruppe. Die Gruppe verübte im Februar 1980 zunächst einen Sprengstoffanschlag auf das Landratsamt Esslingen (Baden-Württemberg), weil dort eine Ausstellung über die Verbrechen von Auschwitz gezeigt wurde. Im April folgte ein Anschlag auf das Wohnhaus des Schirmherrn der Ausstellung, den Esslinger Landrat Hans Peter Braun (CDU). Wenige Tage später folgte ein weiterer Sprengstoffanschlag – diesmal auf das Schulgebäude Bullenhuser Damm in Hamburg. Zur Zeit des 2. Weltkrieges hatte es als Nebenlager des KZ Neuengamme gedient. Hier war auf Initiative einer zivilgesellschaftlichen Vereinigung kurz zuvor eine Gedenkstätte errichtet worden, die an die Ermordung von Kindern und erwachsenen Häftlingen kurz vor Kriegsende erinnert wird.
Es folgten rassistisch-motivierte Brandanschläge auf Asylunterkünfte in Zirndorf (Bayern), Leinfeld-Echterdingen und Lörrach (beide Baden-Württemberg) und Hamburg.
Der Anschlag in Hamburg forderte die ersten Todesopfer rassistisch motivierter Gewalt in der Bundesrepublik. In der Nacht auf den 22. August erlitten Nguyễn Ngọc Châu (21) und Đỗ Anh Lân (18) aus Vietnam tödliche Brandverletzungen. 44 Jahre später, im August 2024, wurden Teile der Straße, in der sich die Asylunterkunft befand, in „Châu-und-Lân-Straße“ umbenannt. Die beiden Täter, ein Mann und eine Frau, wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Roeder erhielt wegen „Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung“ eine 13-jährige Haftstrafe. Er verstarb im Jahr 2014.
Bis zu Roeders Tod fanden, über vier Jahrzehnte, auf dem Anwesen zahllose Treffen, Tagungen, Sonnenwendfeiern und Neonazi-Konzerte statt. Das Anwesen ging 2013 in den Besitz von Ludmila Ivan-Zadeh, Tochter der aus Australien stammenden international bekannten Holocaustleugnerin Lady Michele Renouf, über.
Trotz eines vom Schwalm-Eder-Kreis im Juni 2017 verhängten Nutzungsverbotes wird das Anwesen bis heute immer wieder von Neonazis genutzt. So gründete die neonazistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ im März 2023 einen regionalen Ableger auf dem Grundstück.
Einen historischen Abriss über die Geschichte des Neonazi-Zentrums „Haus Richberg“ haben Sascha Schmidt und Yvonne Weyrauch im Magazin »der rechte rand«, Ausgabe 179 - Juli / August 2019, veröffentlicht.
www.der-rechte-rand.de/archive/7201/haus-knuell-schoenborn/